Keine Rampen, sondern Hydraulik. Wie die Ägypter tatsächlich Pyramiden bauten

Ägyptische Pyramiden könnten wie Vulkane gewachsen sein – von innen heraus, angetrieben durch Wasser. Eine Gruppe von Forschern hat Beweise für die Existenz eines alten Hydrauliksystems gefunden, das die Geschichte des Ingenieurwesens verändern könnte.

Keine Rampen, sondern Hydraulik. Wie die Ägypter tatsächlich Pyramiden bauten
Pyramiden

Wissenschaftler haben Hinweise auf ein komplexes Hydrauliksystem in einer der ältesten Pyramiden Ägyptens gefunden. Untersuchungen zeigen, dass die Erbauer der Stufenpyramide von Djoser in Sakkara – dem ersten der sieben großen Monumente – möglicherweise Wasserdruck nutzten, um riesige Steinblöcke anzuheben und zu transportieren. Wenn sich diese Hypothese bestätigt, würde dies bedeuten, dass die Geschichte des Wasserbaus mehrere tausend Jahre zurückreicht.

Nach neuesten Untersuchungen entspricht die Architektur des Inneren der Pyramide von Djoser dem Konzept eines hydraulischen Hebemechanismus. Wissenschaftler behaupten, dass Wasserdruck zum Anheben von Steinblöcken aus dem Zentrum der Konstruktion verwendet worden sein könnte – in einem Prozess, den die Autoren als „vulkanische Methode” bezeichnen.

Der Mechanismus sollte so funktionieren, dass Wasser unter hohem Druck die Blöcke aus dem zentralen Kern der Pyramide nach oben drückte, wodurch das Bauwerk allmählich angehoben werden konnte, ohne dass externe Rampen oder Hebevorrichtungen erforderlich waren. Diese Transportmethode würde nicht nur das Fehlen von Spuren massiver Rampen erklären, sondern auch auf ein viel fortgeschritteneres Verständnis der Prinzipien der Hydraulik hinweisen, als bisher angenommen.

Keine Rampen, sondern Hydraulik. Wie die Ägypter tatsächlich Pyramiden bauten
Pyramiden

Pyramiden wuchsen wie ein Vulkan

Eine Schlüsselrolle in der Forschung spielte die Analyse der Topographie und des Wassersystems in der Umgebung des Djoser-Komplexes. Eine Gruppe von Wissenschaftlern identifizierte eine riesige, bisher rätselhafte Struktur, bekannt als Gisir el-Mudir – eines der ältesten Steingebäude Ägyptens. Nach seiner Konstruktion zu urteilen, könnte es als Kontrollwehr gedient haben, um Wasser und Sedimente zurückzuhalten.

Geologen glauben, dass dieser Teil von Sakkara von einem Nebenarm des Nils gespeist wurde und dass durch die Wirkung des Damms ein temporäres See westlich der Pyramide entstand. Dieser Stausee könnte dann mit dem sogenannten Dry Moat verbunden gewesen sein – einem ausgedehnten, in den Fels gehauenen Trockengraben, der den gesamten Komplex umgibt.

Im südlichen Teil dieses Grabens entdeckten Wissenschaftler eine monumentale Felsformation mit einer Abfolge von Kammern und Gräben, die an moderne Wasseraufbereitungsanlagen erinnert. Dieses System bestand aus einem Absetzbecken, einem Wasserreservoir und einem Reinigungsbecken, was darauf hindeutet, dass die Ägypter nicht nur den Wasserfluss regulieren, sondern auch dessen Qualität kontrollieren konnten.

Diese Entdeckung könnte unser Verständnis der technologischen Möglichkeiten der Ägypter vor 45 Jahrhunderten radikal verändern. Bislang ging man davon aus, dass die Verwendung von Hydraulik im Ingenieurwesen erst in den hellenistischen Zivilisationen, Tausende von Jahren später, aufkam. Untersuchungen in Sakkara zeigen jedoch, dass die Prinzipien des Wasserdrucks und der Durchflussregulierung schon viel früher bekannt waren – möglicherweise bereits im 3. Jahrtausend v. Chr.

Experten betonen, dass ein solches System eine außergewöhnliche Konstruktionsgenauigkeit erfordert haben muss. Es galt nicht nur, den Zu- und Abfluss von Wasser zu kontrollieren, sondern auch den entsprechenden Druck in geschlossenen Kammern aufrechtzuerhalten. Dies erforderte Kenntnisse der Prinzipien der Strömungsphysik, die bisher nur späteren Zivilisationen zugeschrieben wurden.

Eine Revolution in der Vorstellung vom Bau der Pyramiden

Seit Jahrhunderten streiten Archäologen darüber, wie die Ägypter Hunderttausende Tonnen Stein transportiert haben. Zu den Hypothesen gehörten Erdrampen, spiralförmige schräge Ebenen, Hebel und Schlitten, die mit Wasser als Schmiermittel über den Sand bewegt wurden. Keine dieser Hypothesen lieferte jedoch eine vollständige Erklärung dafür, wie es gelang, mehrere Dutzend Meter hohe Pyramiden mit so geringen Spuren einer unterstützenden Infrastruktur zu bauen.

Wenn es ein Hydrauliksystem gab, konnten die Ägypter unter Ausnutzung des natürlichen Geländes und der verfügbaren Quellen des Nils eine Art antiken Wasseraufzug bauen. So konnte Wasser – ein Element des Lebens, Symbol für Reinheit und Wiedergeburt in ihrer Kultur – auch zu einem Instrument werden, um Unsterblichkeit in Stein zu schaffen. Vertreter einer hochentwickelten Zivilisation schufen aus Mexiko-Stadt eine Megastadt. Entzifferte Inschriften werden erklären, wer sie waren.